Ist Gott wirklich so mächtig wie alle glauben?

Die Bibel und der Koran beschreiben Gott gleichermaßen als „allmächtig“ und „allwissend“ (vgl. z.B. Gen. 17,1 und Sure 6, Vers 59). Die Allmacht gilt vielen gläubigen Juden, Christen und Muslimen als eine der wichtigsten göttlichen Eigenschaften. Wenn sie davon sprechen, dass Gott allmächtig ist, bedeutet dies für sie, dass er überall ist, alles weiß und alles kann.
Manche Theologen meinen jedoch, dass die Vorstellung eines allmächtigen Gottes nicht seine Allwissenheit miteinschließt, denn wenn Gott heute weiß, was morgen sein wird, kann er die Zukunft nicht mehr verändern und ist damit auch nicht allmächtig. Weiter besteht das Problem, dass die Vorstellung eines allmächtigen Gottes der Annahme eines liebenden und barmherzigen Gottes wiederspricht. Dieses Dilemma nennt man „Theodizee-Problem“: Wie kann Gott trotz seiner Allmacht und seiner Liebe zu den Menschen Leiden in der Welt zulassen?
Einige Theologen beantworten die Frage damit, dass die Allmacht Gottes schlicht nicht existiert. Hierfür geben sie ein paradoxes Beispiel: Wenn Gott allmächtig wäre, d.h. alles könnte, dann müsste er auch in der Lage sein, einen Stein zu schaffen, den er selbst nicht anheben kann. Egal ob er dies kann oder nicht, in beiden Fällen wäre er nicht mehr allmächtig.
Andere Theologen halten dem entgegen, dass die von den Menschen erfassbaren Regeln der Logik für Gott vielleicht gar nicht gelten und er doch einen Stein schaffen kann, den er nicht zu heben vermag, obwohl oder gerade weil er allmächtig ist. Mit dieser Annahme wird jedoch jedes Nachdenken durch den Menschen über Gott sinnlos, da wir keine Wortkategorien mehr haben, um ihn zu beschreiben.

(Stand: 6. November 2014)


 

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