Was genau ist arabische Schrift und warum ist sie für Muslime wichtig?

Arabisch ist eine der weitverbreitetsten Sprachen der Welt. In über 25 Ländern und auch bei den Vereinten Nationen ist es offizielle Amtssprache. Allerdings wird nicht nur Arabisch mit arabischen Buchstaben geschrieben. Auch in anderen Sprachen wie Persisch und teilweise in Kurdisch benutzt man die schönen geschwungenen Schriftzeichen. Was viele übrigens nicht wissen: Selbst Türkisch wurde früher einmal mit arabischen und nicht wie heute mit lateinischen Buchstaben geschrieben.

Ähnlich wie das lateinische Alphabet, das neben Türkisch auch in Deutsch, Englisch und vielen andere Sprachen verwendet wird, hat das arabische Alphabet 28 Buchstaben. Allerdings gibt es keine Groß- und Kleinbuchstaben und auch keinen Unterschied zwischen Schreib- und Druckschrift. Was für Leute, die Arabisch als Fremdsprache lernen, anfangs schwierig ist, ist die Richtung des Arabischen. Man schreibt und liest nämlich andersherum: von rechts nach links. Eine weitere Besonderheit ist, dass nicht alle Buchstaben geschrieben werden. Kurze Vokale werden einfach weggelassen. Das betrifft die drei Buchstaben a, i und u, die Vokale o und e gibt es im Arabischen nicht. All das ist anhand eines Beispiels am besten zu verstehen: Das Wort „Madrasa“ (Schule) sähe auf Arabisch etwa so aus: „asrdm“ – natürlich mit arabischen und nicht mit lateinischen Buchstaben geschrieben.

Viele Leute verbinden mit Arabisch ein sehr schönes Schriftbild. Das liegt einerseits daran, dass die arabischen Buchstaben kunstvoll ineinander übergehen und nicht wie in der lateinischen Druckschrift getrennt voneinander geschrieben werden. Es hat aber auch mit der sogenannten arabischen Kalligrafie zu tun. Kalligrafie ist die Kunst des Schönschreibens, eine Kunstform, die im islamisch geprägten Kulturraum weit verbreitet ist. Das hat auch damit zu tun, dass es im Islam umstritten ist, ob man Menschen und Tiere bildlich darstellen darf oder nicht. Viele Muslime lehnen dies ab. Aufgrund dieses „Bilderverbots“ spielt die Kunst des Schönschreibens eine wichtige Rolle, denn statt Menschen und Tiere darzustellen, zeichnen die Künstler und Künstlerinnen Buchstaben. Nicht wenige Kalligrafen sind mit ihrer Kunst weltberühmt geworden.

Im Islam ist die arabische Sprache und somit auch die arabische Schrift sehr wichtig. Das hat einen einfachen Grund: Muslime und Musliminnen glauben ja, dass der Koran das Wort Gottes ist. Der Überlieferung nach wurde dieses dem Propheten Muhammad offenbart – und zwar auf Arabisch. Allerdings geht man davon aus, dass Muhammad weder lesen noch schreiben konnte. Er soll die Worte Gottes empfangen und dann mündlich weitergegeben haben. Erst Jahre später wurde die Offenbarung – der sogenannte Koran – dann aufgeschrieben.

Muslime und Musliminnen, die keine arabischen Muttersprachler sind, stehen also vor einer großen Herausforderung: Sie glauben zwar an das Wort Gottes, verstehen es aber nicht, wenn sie nicht Arabisch sprechen und lesen lernen. Und das ist gar nicht so einfach, sondern bedarf vieler Jahre intensiven Studiums. Nun liegt es natürlich nahe, den Koran einfach zu übersetzen. Tatsächlich gibt es viele verschiedene Übersetzungen des Korans ins Deutsche, ins Türkische und in die meisten anderen Sprachen der Welt. Allerdings gibt es bei den Übersetzungen ein Problem: Der Koran ist ja kein Buch wie jedes andere, sondern – nach islamischer Auffassung – das Wort Gottes. Kann das Wort Gottes übersetzt werden? Jede Übersetzung ist ein Werk, an dem Menschen mitgewirkt haben, also nicht mehr das reine Wort Gottes. Ein Wort oder einen Satz zu übersetzen heißt, eine Entscheidung zu treffen, wie das Wort in einer anderen Sprache am besten wiedergegeben werden kann. Eine Übersetzung ist also immer auch eine Interpretation. Trotzdem sind die Übersetzungen des Korans für viele Gläubige hilfreich. Man sollte allerdings darauf achten, mit welcher Übersetzung man arbeitet und wer sie wann angefertigt hat.

(Stand: 25. August 2016)


 
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