Warum sind manche Dinge, die im Paradies erlaubt sind, im Diesseits verboten?

Sexuelles Vergnügen, der Genuss von Wein, das Tragen von Gold und Seide bei Männern – all dies gilt nach islamischem Verständnis als im Diesseits durch Gott verboten. Bei Übertreten dieser strengen Gesetze sieht das islamische Recht (arabisch: scharia) teils empfindliche Strafen vor. Das Paradies (arabisch: dschanna) jedoch malt der Koran als einen Ort des ewigen Friedens aus, an dem es den Menschen an nichts mangelt und an dem alles erlaubt ist. Hier fließen Bäche voller Wein (Sure 47, Vers 15), „Frauen mit großen, strahlenden Augen“ (Sure 56, Vers 22-24) und „junge Männer (…), die wie verwahrte Perlen sind“ (Sure 52, Vers 24) stehen zur Befriedigung der sexuellen Lust zur Verfügung und man schmückt sich mit kostbaren Kleidern und Ringen aus Gold (Sure 18, Vers 31).
Das Diesseits und das Jenseits sind also ganz gegensätzlich. In Sure 57, Vers 20 heißt es: „Wisst: Das diesseitige Leben ist nur Spiel und Zerstreuung, Pracht, gegenseitige Prahlerei und Eifer nach mehr Vermögen und Kindern. Es ist wie ein Regenguss, dessen Pflanzen den Ungläubigen gefallen. Dann welken sie, du siehst sie gelb werden und dann sind sie brüchiges Zeug. Im Jenseitig-Letzten gibt es gewaltige Strafe, Vergebung aber auch von Gott und Wohlgefallen. Das diesseitige Leben ist nur betörende Nutznießung.“
Wie in einer Prüfung gilt es, sich an die göttlichen Ge- und Verbote zu halten, um nach dem „Jüngsten Gericht“, in dem Gott die Menschen hinsichtlich ihrer Taten beurteilt, im Paradies belohnt zu werden. Die Sünder hingegen werden in der Hölle (arabisch: dschahannam) bestraft.
Manche Muslime sagen, es stehe dem Menschen nicht zu, nach dem Sinn der göttlichen Gesetze zu fragen. Er wisse, was gut für die Menschen sei und diese hätten sich Gott in voller Hingabe zu unterwerfen. Andere Muslime meinen jedoch, dass der Grund für manche Verbote eigentlich ganz leicht zu verstehen sei: Alle von Gott verbotenen Dinge schadeten dem Einzelnen oder der Gesellschaft. Zum Beispiel können aus vielen sexuellen Beziehungen Krankheiten und ungewollte Schwangerschaften hervorgehen, Alkohol ist gesundheitsschädlich und viel Luxus erregt Neid und Missgunst vonseiten anderer.
All diese irdischen Probleme gibt es im Paradies nicht mehr – hier herrscht grenzenloses Glück, weshalb auch die irdischen Verbote nicht mehr nötig sind.

(Stand: 22. April 2015)


 
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