Warum ist der islamische Prophet Muhammad von Mekka nach Medina gegangen?

Der Umzug Muhammads von Mekka nach Medina ist eines der wichtigsten Ereignisse der islamischen Geschichte. Es ist so zentral, dass die islamische Zeitrechnung nicht etwa mit der Geburt Muhammads beginnt, sondern mit der Hidschra, wie die Übersiedlung auf Arabisch heißt.

Aber warum ging Muhammad nach Medina? Warum blieb er nicht in Mekka, wo er geboren und aufgewachsen und viele Jahre als Geschäftsmann tätig gewesen war?

Um dies zu verstehen, müssen wir fragen, wie Mekka zu Muhammads Lebzeiten aussah und welche Rolle Muhammad in der Stadt spielte. Damals, vor rund 1400 Jahren, war Mekka zwar viel kleiner als heute, die Stadt war aber bereits ein bedeutendes Handelszentrum, das auch ein eigenes Heiligtum besaß. Muslime gab es damals allerdings noch nicht. Die meisten Menschen glaubten an mehrere Götter. Auch der Staat Saudi-Arabien, in dem sowohl Mekka als auch Medina heute liegen, wurde erst Jahrhunderte später gegründet.

Als Muhammad etwa vierzig Jahre alt war, hat er – so der islamische Glaube - erste Offenbarungen von Gott erhalten. Das heißt, dass er Dinge von Gott gesehen und gehört hat. Allmählich begann er, öffentlich aufzutreten und das, was ihm von Gott offenbart worden war, vor den Menschen in seiner Umgebung zu wiederholen. Später erklärte er sich zum Gesandten Gottes.

Das war eine heikle Sache. Zwar fand Muhammad mit der Zeit Anhänger, die glaubten, war er sagte. Viele aber waren mit Muhammads Predigten und Warnungen nicht einverstanden. Sie konnten mit den Dingen, von denen er sprach, nichts anfangen: mit dem Glauben an einen Gott, dem Jüngsten Gericht, dem Paradies. Mehr noch: Mit diesen islamischen Glaubensinhalten stellte Muhammad die alten Bräuche und Traditionen infrage. Er wandte sich sogar offen gegen den Glauben und den Lebensstil der Menschen in Mekka. Damit machte er sich Feinde in seiner Stadt.

Da sich aber einige einflussreiche Mitglieder seiner Großfamilie hinter ihn stellten, konnte Muhammad eine Zeit lang sicher in Mekka leben und aktiv für seinen Glauben werben. Als aber sowohl sein Onkel als auch seine Frau kurz hintereinander starben, wurde es für Muhammad in Mekka immer gefährlicher.

Im Jahr 622 n. Chr. ging Muhammad schließlich mit rund siebzig seiner Anhänger nach Medina, das damals noch Yathrib hieß. Medina war eine Oase rund 300 Kilometer nördlich von Mekka. Dort herrschten zwar chaotische Zustände, einige Bewohner der Stadt waren aber bereits zu Anhängern von Muhammad geworden. In Medina fand Muhammad ganz andere Bedingungen vor als in Mekka. Anders als in Mekka lebten dort viele Juden, die wie die jungen Muslime an einen Gott glaubten (anstatt an mehrere Götter gleichzeitig, wie es sonst üblich war).

In Medina verbündete Muhammad sich mit seinen dort bereits lebenden Anhängern, aber – zumindest anfangs - auch mit andersgläubigen und jüdischen Clans. Gemeinsam gingen sie gegen ihre Widersacher vor. Es gelang Muhammad bald, zu einem geachteten und mächtigen Politiker und zum Anführer der neuen religiösen und politischen Gemeinschaft aufzusteigen.

In den folgenden Jahren eroberten die Muslime unter seiner Führung immer größere Gebiete. Auch Mekka nahmen sie wenige Jahre nach der Hidschra wieder ein. Noch vor Muhammads Tod im Jahr 632 schafften sie es, die ganze Arabische Halbinsel unter ihre Herrschaft zu bringen, also das Gebiet des heutigen Saudi-Arabiens, der kleinen Golfstaaten sowie des Jemen und Oman.

(Stand: 13. Oktober 2017)


 
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