Wie tritt man dem Islam bei, und wie tritt man wieder aus?

Die meisten Muslime in der Welt werden als Kind muslimischer Eltern geboren und wachsen mit dem Islam auf. Eine Bekräftigung des Glaubens im Erwachsenenalter und eine formelle Aufnahme in die Gemeinschaft der Gläubigen, wie es sie im Christentum mit Konfirmation und Kommunion/Firmung gibt, kennt der Islam nicht.
Muslime bekunden tagtäglich im Gebet mit der Schahada, dem Glaubensbekenntnis, ihre Zugehörigkeit zum Islam. So reicht das laute Aufsagen des Satzes „Es gibt keinen Gott außer Gott, und Muhammad ist der Gesandte Gottes“ in arabischer Sprache vor Zeugen auch schon aus, um zum Islam zu konvertieren. Eine anschließende Beschneidung des Mannes ist nicht unbedingt erforderlich. Viele Konvertiten nehmen jedoch einen islamischen Vornamen an, um nach Außen ihre Religionszugehörigkeit deutlich zu machen.
In Deutschland konvertieren pro Jahr mehrere Hundert bis wenige Tausend Menschen zum Islam. Ihre Gesamtzahl wird auf ca. 100.000 Personen geschätzt. Salafistische Prediger arrangieren in Moscheen Massenkonversionen und stellen die Filme ins Internet, um ihre vollkommen übertriebenen Zahlen von Deutschen, die angeblich den Islam für sich entdeckt haben, zu propagieren.
Viele Konvertiten finden im Islam einen neuen Glauben, der ihr Leben verändert; viele treten jedoch auch aus pragmatischen Gründen über, zum Beispiel um eine muslimische Frau heiraten zu dürfen. Berühmte Konvertiten, die den Islam auch in ihren Alltag integrieren, sind Yusuf Islam (ehemals Cat Stevens) und Franck Ribéry (Fußballer).
Egal ob als Muslim geboren oder später konvertiert, wer einmal dem Islam beigetreten ist, darf ihn nach Auffassung der meisten islamischen Rechtsgelehrten nicht wieder verlassen. Entgegen weitverbreiteter Auffassung fordert der Koran jedoch keine Todesstrafe für sogenannte Apostaten (vom Glauben Abgefallene). Zahlreiche Hadithe (Taten und Sprüche des Propheten) wie „Wer seine Religion wechselt, dem schlagt den Kopf ab“ sind jedoch Begründung für sehr autoritäre Gelehrte, die Todesstrafe zu fordern. Im Sudan, Jemen und Iran sowie in Saudi-Arabien, Katar, Pakistan, Afghanistan, Somalia und in Mauretanien kann der Abfall vom Islam noch heute mit dem Tode bestraft werden. Sehr viel häufiger als Hinrichtungen sind jedoch soziale Benachteiligungen von Konvertiten und der Ausstoß aus Familien- und Freundeskreisen. In den letzten Jahren wurden spektakuläre Fälle auch in deutschen Medien diskutiert, so z. B. Nasr Hamid Abu Zaid, Faradsch Fauda, Ayaan Hirsi Ali und Abdul Rahman.
Die Diskriminierung oder gar Tötung von Konvertiten verstößt gegen die internationalen Menschenrechte. Auch wenn das Ausscheiden eines Menschen aus der Glaubensgemeinschaft natürlich bedauert wird, hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland mehrfach Stellung gegen die Verfolgung von Konvertiten bezogen und betont, dass es „keinen Zwang in der Religion“ (Sure 2, Vers 256) geben darf.

(Stand: 1. August 2013)


 
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