Gab es schon einmal Selbstmordversuche von diskriminierten Muslimen, zum Beispiel an Schulen?

Diskriminierung und Mobbing gehören für viele Menschen zum Alltag. Sie können tief verletzend sein und schlimme Folgen haben.
Die Religionszugehörigkeit oder Herkunft können ein Grund sein, weshalb jemand immer wieder Demütigungen, Gewalt und Benachteiligung von anderen erfährt. Antimuslimische und islamfeindliche Einstellungen nehmen in Deutschland immer mehr zu. Ein großer Teil der bei den Antidiskriminierungsstellen gemeldeten Fälle kommt aus dem Bereich Schule. Beratungseinrichtungen berichten, dass muslimische Schülerinnen und Schüler rassistische Äußerungen und Mobbing durch Lehrkräfte oder Klassenkameradinnen und -kameraden sowie psychische, verbale und körperliche Angriffe erleben.
Diskriminierung und Mobbing führen dazu, dass die Betroffenen mit Angst in die Schule gehen oder diese sogar schwänzen. Wenn sie niemanden finden, der sie unterstützt, fühlen sie sich allein und ohnmächtig. Das kann zu Depressionen, aber auch zu Aggressionen führen. Gewalt als Ventil kann sich gegen andere richten, aber auch gegen sich selbst, zum Beispiel in Form von Essstörungen, Selbstverletzung oder Suizid. Wer an Selbstmord denkt, hält die Situation nicht mehr aus und hat alle Hoffnung, dass es besser wird, aufgegeben.
Leider passiert es immer wieder, dass sich junge Menschen das Leben nehmen. Auch Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens unternehmen Selbstmordversuche. Gründe für einen Selbstmord gelangen jedoch meist nicht in die Presse und die mit dem Fall betrauten Personen geben Details nicht bekannt, um die Privatsphäre von Angehörigen zu schützen.
Wer von Diskriminierung und Mobbing betroffen ist, sollte sich unbedingt einem Erwachsenen anvertrauen. Das können neben den Eltern oder anderen Verwandten und Freunden der Klassen- oder Vertrauenslehrer, die Schulsozialarbeiterin, eine Beratungsstelle oder Hotline sein. Unter 0800-1110111 oder 0800-1110222 – das ist die Nummer der Telefonseelsorge – erreicht man rund um die Uhr Menschen, mit denen Sorgen und Ängste geteilt werden können. Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Sie ist montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 0800-1110333 erreichbar. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Muslimischen Seelsorge-Telefon (MuTeS) sind 24 Stunden unter 030-443509821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch.

(Stand: 19. Februar 2020)


 
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