Was ist der Unterschied zwischen Prophet und Imam?

Ein Prophet ist ein Mensch, der von Gott berufen wurde und eine religiöse Botschaft verkündet. Muhammad ist für Muslime der wichtigste Prophet, der je in der Geschichte gewirkt hat. Da er nach islamischem Verständnis das „Siegel der Propheten“ ist, gibt es für Muslime seit rund 1400 Jahren keine Propheten mehr. Die Anhänger der Ahmadiyya jedoch betrachten ihren Gründer Mirza Ghulam Ahmad (1835-1908) auch als Propheten, was zur Folge hat, dass vor allem Sunniten sie nicht als Muslime anerkennen.
Der Islam kennt viele Propheten, die auch im Judentum und Christentum als solche gelten, zum Beispiel Abraham, Moses oder Noah (arabisch: Ibrahim, Musa und Nuh). Auch Jesus (arabisch: Isa) ist für Muslime ein Prophet, als Gottessohn wie die Christen betrachten sie ihn jedoch nicht. Im Koran kommen 25 Propheten vor, manche Islamgelehrte beziffern jedoch die Gesamtzahl der Propheten auf mehrere Tausend.
Das Wort Imam hat sehr viele Bedeutungen. Im koranischen Kontext bedeutet Imam „Vorsteher“ oder „Vorbild“. So werden zum Beispiel einige Propheten wie Abraham und Moses genannt.
Nach Muhammads Tod im Jahr 632 nannten sich seine Nachfolger, die Kalifen, auch Imame, womit sie ausdrücken wollten, dass sie neben der politischen auch die religiöse Führung der muslimischen Gemeinde beanspruchten. Um diesen Ehrentitel wurde heftig gestritten und sogar Krieg geführt, denn häufig gab es mehrere Männer gleichzeitig, die Imam sein wollten.
Nach Auffassung der islamischen Rechtsschulen muss ein Imam einen anständigen Lebenswandel haben, von guter Gesundheit sowie hochgebildet, klug und mutig sein und wie Muhammad von den Quraisch abstammen.
Bei den Schiiten spielt das Imamat eine ganz besondere Rolle. Die Glaubensrichtung der sogenannten Zwölferschiiten, wie sie zum Beispiel im Iran leben, gehen von zwölf Imamen aus der Familie von Ali ibn Abi Talib (um 600-661), Muhammads Cousin und Schwiegersohn, aus. Der zwölfte Imam, Imam Mahdi, befindet sich in der Verborgenheit. Wenn er in die diesseitige Welt eintritt, wird er die Muslime zum wahren Glauben bringen und eine neue Zeit ohne Unrecht einführen. Es gibt noch viele weitere schiitische Gruppen, die andere Auffassungen vom Imamat haben.
Heute ist der Begriff Imam vor allem für den Vorbeter in einer Moschee bekannt. Der Imam leitet das Gebet, wobei er ganz vorne an der Gebetsnische (Mihrab) steht und häufig eine besondere Kleidung trägt. Es werden zwei Arten von Imamen unterschieden. Der Imam einer großen Freitagsmoschee wird oft von einer staatlichen Behörde ernannt. Er muss männlich und religiös gebildet sein, vorbildlich leben und eine gute Stimme haben. In kleineren Moscheen können die Gläubigen selbst einen Mann aus ihrer Mitte wählen. Oft ist er dann ein Mann, der in der Gemeinschaft besonders angesehen ist und auch als Ansprechpartner bei religiösen oder privaten Problemen aufgesucht wird.
Frauen können nicht Imam werden. In der Türkei und Marokko und einigen westlichen Ländern jedoch gibt es Frauen, die als sogenannte Mourchida andere Frauen zum Gebet anleiten.
In Deutschland gibt es derzeit über 2.000 haupt- und ehrenamtliche Imame. Die meisten von ihnen stammen aus der Türkei. Sie werden von der dortigen Religionsbehörde entsandt und sprechen meist kein oder kaum Deutsch. Der Titel des Imams ist hierzulande noch ungeschützt, dass heißt jeder kann sich im Grunde Imam nennen, ohne dass er eine religiöse Bildung genossen haben muss. Daher fordern viele, dass hier lebende Muslime an deutschen Universitäten zum Imam ausgebildet werden. So könnte sich langfristig ein neues, deutsches Islamverständnis im Land etablieren.

(Stand: 23. März 2015)


 

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