Zur Ausstellung

Die Ausstellung „Was glaubst du denn?! Muslime in Deutschland“ wurde im Auftrag des Bundesministeriums des Innern durch die Bundeszentrale für politische Bildung in den Jahren 2012 / 2013 erstellt und im Jahr 2018 punktuell aktualisiert. Sie richtet sich an Schülerinnern und Schüler ab der Sekundarstufe I unterschiedlicher Schulformen.

Gezeigt werden Facetten des Alltags von Muslimas und Muslimen in Deutschland. Deren Religiosität ist dabei nur einer von vielen Aspekten, die im Leben junger Menschen wichtig sind. Entsprechend versteht sich die Ausstellung nicht, beziehungsweise nicht in erster Linie, als Ausstellung über eine – ohnehin nicht fest abgrenzbare – gesellschaftliche Gruppe. Vielmehr geht es um individuelle Lebensgestaltung und gesellschaftliches Zusammenleben. Die Ausstellung lädt zum Nachdenken über Identitäten und Zuschreibungsprozesse ein. Debatten über Identitäten und gesellschaftliche Leitbilder werden als Kernelement politischer Auseinandersetzungen thematisiert, und es wird die Frage gestellt, wie sie sich auf unterschiedliche öffentliche Räume auswirken. Die Ausstellung ist daher weniger ein Format zur Wissensvermittlung als Anlass zu Reflexion, Gespräch und Auseinandersetzung.

Der Eingangsstext zur Ausstellung erläutert die unterschiedlichen Ebenen des Titels und damit auch der Ausstellung: „Was glaubst du denn?“ So kann man jemanden nach seiner Religion fragen. „Was glaubst du denn?!“ So kann man aber auch zum Ausdruck bringen, dass jemand sich irrt, dass seine Vorstellungen nicht der Realität entsprechen. In der Ausstellung geht es um beides. Muslime und Muslimas sprechen über das, was sie glauben – und über vieles andere mehr. Vielleicht ist manches, was in der Ausstellung gesagt wird, ganz anders als manche vorher geglaubt haben. Aber vielleicht kann man sich auch selbst überraschen, denn die Fragen der Ausstellung betreffen eigentlich alle: Wie ist das bei mir? Das kann man sich fragen, ob man Muslim ist oder nicht.

Eingangswand: Was glaubst du denn?! Muslime in Deutschland

Gezeigt wird eine Landkarte Deutschlands, an der sich erkunden lässt, wie groß der ungefähre prozentuale Anteil der verschiedenen Weltreligionen an der Bevölkerung in Deutschland ist. Die Zahlen sind nicht direkt sichtbar, sondern befinden sich auf einer verdeckten Ebene. Das Exponat ermöglicht es, zum Einstieg in die Ausstellung mit den Schülerinnen und Schüler über das Zahlenverhältnis der Religionsgemeinschaften zu sprechen und darüber zu diskutieren, inwiefern sich die statistische Realität von der subjektiven Wahrnehmung unterscheidet.

Aus der Abteilung „Menschen“



Wen siehst du?

Das Exponat zeigt in Einzelaufnahmen der Fotografin Seren Başoğul Porträts von 30 Personen, die sich durch Alter, biografischen Hintergrund, Lebensweise, kurz: in jeder Hinsicht unterscheiden, auch einzelne Nichtmuslime sind darunter. Auf der Rückseite der Foto-Porträts finden sich Informationen zu der jeweiligen Person und persönliche Stellungnahmen. Das Ziel der Installation liegt darin, Besucherinnen und Besucher mit ihren eigenen Stereotypen zu konfrontieren, um darüber zu reflektieren, anhand welcher äußerer Merkmale und Kriterien Menschen Gruppen zugeordnet werden. Durch das Zeigen der Pluralität werden einerseits Merkmale thematisiert, die unhinterfragt als „muslimisch“ gelten (wie Kleidung oder bestimmte Symbole) und mit einer bestimmten Haltung assoziiert werden, andererseits wird die Vorstellung, bei Muslimen handele es sich um eine homogene Gruppe, problematisiert und konterkariert.

Cover/Discover

Das Exponat zeigt Bilderserien von zwei Frauen mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen, fotografiert von Seren Başoğul. Die Frauen unterscheiden sich einerseits durch ihr Aussehen, andererseits variieren die Kopftücher und die Art und Weise, wie sie sie tragen. Dabei wird deutlich, dass die Art der Kopfbedeckung beeinflussen kann, wie die Frauen als Persönlichkeiten von Betrachtern wahrgenommen werden.

Wer bin ich und was ist mir wichtig?

In der Ausstellung stellen sich sieben muslimische Jugendliche bzw. junge Erwachsene ausführlich vor: in Form von je fünf etwa zweiminütigen Filmclips, in einer persönlichen Geschichte, die in Form eines Comics erzählt wird, sowie mit einem Gegenstand, der den Porträtierten viel bedeutet. Am Beispiel der Jugendlichen wird so die Vielfalt von Identitäten und Lebensentwürfen innerhalb der muslimischen Bevölkerungsgruppe deutlich. Muslimische wie nichtmuslimische Ausstellungsbesucherinnen und -besucher finden in den Fragen, mit denen sich die Porträtierten auseinandersetzen, Anschlussmöglichkeiten für eigene Reflexionen. Dabei wird deutlich, dass Religion bzw. Religiösität nur eine von vielen Facetten der Identität einer Person darstellt.

Wer bist du und was ist dir wichtig? (Videokabine)

In der Videokabine haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zu erzählen, wer sie sind, was sie ausmacht und welche Facetten ihres Lebens ihnen besonders wichtig sind. Die Videos, die auf diesem Weg entstehen, werden nach einer redaktionellen Prüfung und der Einwilligung der Eltern innerhalb der Ausstellung auf einem Monitor veröffentlicht. Die Ausstellung wird so zu einem wachsenden Medium, das von den Jugendlichen selbst mitgestaltet wird. Das eigene Selbstporträt ergänzt dabei die vorhandenen Filme zu den sieben Protagonistinnen und Protagonisten, die ausführlich über ihr Leben berichten. Achtung: Wenn Sie die Videokabine nutzen möchten, muss bei unter 18-Jährigen eine Einwilligung der Eltern vorliegen. Das entsprechende Formular finden Sie hier.

Aus der Abteilung „Wissen“



Religion, Gesellschaft, Alltag

An einer Ausstellungswand sind exemplarisch Daten aufgeführt, die als Wegmarken der Geschichte von Muslimen und des Islams in Deutschland gelten können. In einem anderen Bereich sind Illustrationen von Alltagsszenen zu sehen. Hier sind auch zwei Monitore in die Wand eingelassen, auf denen kurze Animationsfilme gezeigt werden, die Basisinformationen zu folgenden Themen vermitteln:
  • Muslime in Deutschland – Zahlen, Daten, Fakten
  • Ein Islam – viele Islame
  • Muslimischer Alltag in Deutschland
  • Was ist Religion?
  • Geflüchtete Menschen in Deutschland
  • Der Islam im Kreis der Religionen
  • Muslimfeindlichkeit
  • Religiös begründeter Extremismus/ Islamismus
Auf dem Seitenflügel der Wand finden sich ausgewählte Ereignisse, die die Geschichte der Muslime in Deutschland illustrieren.

Geschichte wird gemacht

Auf der Geschichtswand werden ungeordnet Ereignisse der Zeitgeschichte seit 1989/90 auf Magnetfeldern präsentiert, die sich in vier Zeitabschnitte ordnen lassen. Ausgewählt wurden nationale und internationale politische, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse. Pro Zeitabschnitt kann je eines der angebotenen Ereignisse im jeweiligen Feld positioniert werden. Ziel dieses Exponats ist es, die Multiperspektivität von Geschichte zu zeigen und transparent zu machen, dass Geschichtsbilder Ergebnis von Aushandlungsprozessen sind. Indem die Schülerinnen und Schüler diskutieren und entscheiden müssen, welche Ereignisse an „ihre“ Geschichtswand gehören, wird deutlich, dass das persönliche historische Bewusstsein stark durch die eigene Identität geprägt ist.

Aus der Abteilung „Vorstellungen“



Comic-Wand: Was glaubst du denn?

Für die Ausstellung hat die Zeichnerin tuffix (Soufeina Hamed) verschiedene Comics gezeichnet. Alle Comics handeln von Erfahrungen, Vorannahmen, Stereotypen und Werten. Diese werden zwar häufig nicht ausgesprochen, prägen aber unsere Kommunikation und unser Verhalten. Dies kann zu Missverständnissen und Konflikten führen – muss es aber auch nicht. In den Comics geht es daher um unterschiedliche Arten von Vorannahmen oder Stereotype – nicht nur in Bezug auf Muslime.

Terminal: Noch Fragen?

Das Terminal bietet die Möglichkeit, offene Fragen zum Islam oder anderen Religionen direkt an die Redaktion der Webseite zu schicken, weiter lassen sich hier die Antworten auf Fragen anderer Ausstellungsbesucherinnen und -besucher nachlesen. Die Fragen und Antworten finden sie auch hier.

Ausgangswand: Dein Kommentar zur Ausstellung

Am Ende der Ausstellung stehen selbstklebende Zettel (Post-Its) zur Verfügung, auf denen ein Kommentar zur Ausstellung hinterlassen und auf der Wand angebracht werden kann. Die Zettel werden gesammelt und ebenfalls auf der Website dokumentiert. Sie finden sie hier.


 

Schließen