Presseinformation
Was glaubst du denn?! Muslime in Deutschland
Eine Wanderausstellung für Schulen der Sekundarstufe I
Was bewegt muslimische Jugendliche? Wie denken sie über ihre Zukunft nach? Was bedeutet ihnen ihre Herkunft? Wie blicken sie auf Deutschland? Wie gehen sie mit Zuschreibungen um, wie entsteht Heimat, was prägt Identitäten? Die Bundeszentrale für politische Bildung schickt seit 2013 eine Ausstellung auf Tour, die Schülerinnen und Schüler, aber auch alle anderen einlädt, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen. Fünf Jahrzehnte nach den Anwerbeabkommen mit der Türkei, Marokko und Tunesien, fragt erstmals ein großes Ausstellungsprojekt nach den muslimischen Jugendlichen, die heute hier leben.
Die aufwendige Schau verfolgt vor allem ein Ziel. Sie will dazu einladen, ins Gespräch
zu kommen, und Reflexionen auslösen: Über Zuschreibungsprozesse, über
individuelle und kollektive Identitäten, oder, einfacher gesagt, über die Frage, wer
"wir" sind, wer "wir" sein wollen, wer dazu gehören soll und wie eine inklusive
Gesellschaft aussehen könnte. Das sind Fragen, die sich nicht nur an Muslime
richten, sondern an alle. Entsprechend wendet sich die Ausstellung an Muslime und
Nichtmuslime gleichermaßen.
Neue Wege der Ausstellungspräsentation
Die Ausstellung sucht bewusst neue Wege der Vermittlung. Wichtigstes Zielpublikum sind Schülerinnen und Schüler aller Schulformen ab der fünften Klasse. An ihren Sehgewohnheiten orientiert sich die Präsentation, die mit Videoporträts, Comics und Animationsfilmen arbeitet. An interaktiven Stationen können die Besucher selbst Filme produzieren, Fragen stellen und Kommentare hinterlassen. Die Ausstellung wird seit ihrem ersten Auftritt in Berlin-Neukölln im Juni 2013 zu einem stetig wachsenden Projekt ihrer Besucher und Besucherinnen. Deren Stellungnahmen zu den Ausstellungsthemen werden Teil der Präsentation und des dazu gehörenden Internet-Auftritts
»www.wasglaubstdudenn.de«. Wichtiger Baustein der Vermittlung ist ein Peer Education Programm, in dem Schülerinnen und Schüler zu "Peer-Guides" ausgebildet werden, um Besuchergruppen durch die Ausstellung zu
begleiten.
Die Beteiligten
Die Bundeszentrale für politische Bildung realisierte die Ausstellung in
Zusammenarbeit mit Petra Lutz, die u.a. die viel beachtete Ausstellung "Kraftwerk
Religion. Über Gott und die Menschen" (Deutsches Hygiene-Museum Dresden, 2010)
und die zentrale Ausstellung zum Wissenschaftsjahr 2013 "Zukunft leben. Die
demografische Chance" kuratiert hat. Die Comizeichnerin tuffix (Soufeina Hamed,
Berlin), die Künstlerin Seren Başoğul, Aachen, das Gestaltungsbüro Franke / Steinert,
Berlin, die Dokumentarfilmer Libellulafilm, Leipzig, und der Animationsfilmer Stefan
Matlik, Essenheim, haben zu der ungewöhnlichen Präsentation beigetragen. Sie
bietet denen eine Bühne, die dort auftreten: Muslimen und Muslimas, die sich in der
Ausstellung vorstellen, aber auch allen künftigen Besucherinnen und Besuchern der
interaktiven Schau. Ihnen eröffnen die Exponate viele Möglichkeiten, sich selbst
Fragen zu stellen und sich zu positionieren. Die Präsentation nimmt damit die
Forderung nach Partizipationsmöglichkeiten ernst, die heute nicht nur an Museen und
Ausstellungen, sondern generell an politische Bildung gerichtet wird.
Die Ausstellungsinhalte
Die Präsentation gliedert sich in drei große Abteilungen.
Erste Abteilung: Menschen
Im Zentrum der ersten Abteilung "Menschen" stehen sieben junge Muslime und
Muslimas, die sich selbst vorstellen und über sich reflektieren: über Familie und
Heimat, Liebe und Zukunft, Religion und Freundschaft, Politik und Sport, Leidenschaft
und Mode, Musik und Identität - in Videoclips von Libellulafilm, in Comicgeschichten
von Ariane Spanier, mit privaten Objekten und Fotografien.
Die Abteilung konfrontiert Besucherinnen und Besucher auch mit ihren eigenen
(möglichen) Vorannahmen. Kann man sehen, wer Muslim ist? Die Künstlerin Seren
Başoğul hat 30 Personen porträtiert, die in kurzen Statements darüber Auskunft
geben, was ihnen im Leben wichtig ist. Religion und Religiosität erscheinen hier, wie
generell in der Ausstellung, nur als eine von vielen Facetten der Identität. Eine zweite
Foto-Arbeit führt vor Augen, wie unsere Wahrnehmung von Frauen mit deren
Kopfbedeckungen variieren kann.
Zweite Abteilung: Wissen
Die zweite Abteilung, "Wissen", führt mit Animationsfilmen von Stefan Matlik und
interaktiven Installationen in zentrale Themen ein - von der Frage, was eigentlich
Religion ist, über die Beschäftigung mit der Vielfalt islamischer Positionen bis zur
Auseinandersetzung mit Muslimfeindlichkeit und religiösem Extremismus. An einer
interaktiven Geschichtswand, die im Internet stetig erweitert wird, können Gruppen
wie Einzelbesucher ihre Perspektiven auf die jüngere Geschichte diskutieren und
eigene Vorschläge zu wichtigen historischen Ereignissen hinterlassen.
Dritte Abteilung: Vorstellungen
Die letzte Abteilung, "Vorstellungen", beschäftigt sich mit den Vorstellungen, die wir
uns permanent voneinander machen - nicht nur Nichtmuslime von Muslimen und vice
versa, sondern auch Nichtmuslime von Nichtmuslimen, Muslime von Muslimen, kurz:
alle von allen. Fünf Comics der Zeichnerin tuffix (Soufeina Hamed) zeigen, wie solche
Vorstellungen das Handeln prägen - und führen zur Frage, welche Alternativen
denkbar sind.
Peer Education Programm und Unterrichtsmaterialien
Die Ausstellung lädt zur Betrachtung ein, vor allem aber zur aktiven Aneignung.
Lehrermaterialien ermöglichen Vorbereitung und vertiefende Nachbereitung des
Ausstellungsbesuchs. Einen zentralen Baustein der Vermittlung bildet ein Peer
Education Programm. Geleitet von Larissa Weber (Anne Frank Zentrum, Berlin) und
begleitet von Jochen Müller (Ufuq) wurden Peer Trainer geschult, die ihrerseits an
den einzelnen Tour-Stationen Schülerinnen und Schüler dafür ausbilden, Gruppen
durch die Ausstellung zu begleiten. So werden Schüler von Schülern geführt und
kommen direkt miteinander ins Gespräch - auf Augenhöhe.
Weitere Beteiligte, interdisziplinärer Beirat
Die Ausstellung wurde angeregt durch das Bundesministerium des Innern und
spiegelt auch Themen und Debatten wieder, die in der Deutschen Islam Konferenz
diskutiert wurden. Die Realisierung erfolgte durch die Bundeszentrale für politische
Bildung nach den Grundsätzen der Unabhängigkeit, Überparteilichkeit, Kontroversität
und orientiert an den Interessen der Menschen, die die Ausstellung erreichen soll.
Ein interdisziplinär besetzter Beirat hat die Realisierung begleitet. Ihm gehörten
folgende Personen an: Dr. Zekeriya Altug, Mitglied der Deutschen Islam Konferenz,
DITIB Landesverband Hamburg e.V.; Bernd Ridwan Bauknecht, Mitglied der
Deutschen Islam Konferenz, Bonn; Prof. Dr. Anja Besand, Professur für Didaktik der
politischen Bildung, Dresden; Reinhard Busch, Bundesministerium des Innern, Berlin;
Petra Grüne, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn (Beiratsvorsitzende); Volker
Nüske, Bundesministerium des Innern, Berlin; Dr. Asiye Öztürk, Bundeszentrale für
politische Bildung, Bonn; Dr. Jürgen Reiche, Stiftung Haus der Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland, Bonn. Darüber hinaus wurde die Beratung des
Jüdischen Museums Berlin in Anspruch genommen sowie die Beratung vieler
weiterer Personen, wie z.B. von Mitgliedern der jungen Islamkonferenz , die zur
Konzeption der Ausstellung beitrugen.
Laufzeit und nächste Station
Die Ausstellung tourt seit 2013 bundesweit an Schulen unterschiedlicher Schulformen in Deutschland. Interessierte können sich unter
»www.wasglaubstdudenn.de« um die Ausstellung bewerben.
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